Tourismus-Analyse Deutschland: Trends für die aktuelle Sommersaison 2025

Wie lange Touristinnen und Touristen in Deutschland bleiben, hängt stark von ihrer Herkunft, dem Reiseziel innerhalb des Landes und regionalen Gegebenheiten ab. Wir an der BSBI haben in einer aktuellen Auswertung der monatlichen Tourismuszahlen des Statistischen Bundesamtes die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Sommerreisezeitraum von Juni bis September (2023  versus 2024) miteinander verglichen – differenziert nach Herkunft der Gäste, Bundesland und Reisegebiet. Die Ergebnisse geben eine potenzielle Prognose für die Sommersaison 2025: Während die Zahl der Ankünfte leicht stieg, sank die durchschnittliche Aufenthaltsdauer insgesamt. Besonders auffällig sind die Unterschiede zwischen einzelnen Herkunftsländern sowie zwischen den deutschen Regionen – mit deutlichen Gewinnern und Verlierern im touristischen Wettbewerb.

Tourismusbilanz Juni bis September: Ankünfte stiegen, Aufenthaltsdauer sank
Die Tourismuszahlen von Juni bis September zeigen insgesamt im Jahresvergleich: Die Zahl der Ankünfte stieg um 1,73 Prozent, Übernachtungen gab es nur 0,01 Prozent mehr, aber die durchschnittliche Aufenthaltsdauer (Übernachtungen pro Ankünfte) von Reisenden in den deutschen Beherbergungsbetrieben sank um 1,80 Prozent. Bei deutschen Tourist*innen selbst gibt es einen Negativtrend zu verzeichnen: Im Durchschnitt verbrachten 1,72 Prozent weniger ihre Zeit in einer Unterkunft in Deutschland. Ebenso bei Gästen aus dem Ausland – um 3,23 Prozent sank die durchschnittliche Aufenthaltsdauer gegenüber dem Vorjahr. Obwohl die Anzahl der Ankünfte (plus 9,44 Prozent) und Übernachtungen (plus 6,75 Prozent) aus dem Ausland deutlich zunahm. Die Zahlen verdeutlichen: Der Tourismus in Deutschland nimmt zu, doch die Besucher verweilen kürzer – ein klarer Trend zu mehr Tagesausflügen und Reisen mit geringerer Aufenthaltsdauer.

Bulgarische Tourist*innen verweilen am längsten in Deutschland 
Unter den 56 betrachteten Ländern verbrachten am liebsten bulgarische Tourist*innen ihre Zeit in Deutschland: Hier zeigt sich im Jahresvergleich die größte Steigerung bei der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer (plus 6,87 Prozent). Gefolgt vom taiwanesischen Volk (plus 4 Prozent) und unseren unmittelbaren Nachbarn aus der Tschechischen Republik (plus 2,27 Prozent). Weniger beliebt war Deutschland bei Tourist*innen aus  Slowenien (minus 19,86 Prozent), Kroatien (minus 18,13 Prozent) und der Slowakei (minus 15,13 Prozent).

Bundesländer-Ranking: Sachsen-Anhalt auf Platz 1, Berlin am unbeliebtesten 
Im Ranking nach Bundesländern schneidet Sachsen-Anhalt insgesamt am besten ab (Plus von 1,01 Prozent  bei durchschnittlicher Aufenthaltsdauer). Unsere Hauptstadt Berlin verzeichnet überraschenderweise mit minus 2,97 Prozent die größten Einbußen. Differenziert man nach internationalen und deutschen Tourist*innen, zeigen sich jedoch Unterschiede in den bevorzugten Bundesländern: Hessen belegt bei internationalen Gäste*innen als Aufenthaltsziel den ersten Platz, während Deutsche am liebsten in Sachsen-Anhalt übernachteten. 

Reisegebiet Erzgebirge verliert Gäste
Spitzenreiter unter den insgesamt 141 analysierten deutschen Reisegebieten ist das Elbe-Elster Land in Brandenburg (Plus von 8,11 Prozent bei durchschnittlicher Aufenthaltsdauer). Ebenso attraktiv für Reisende ist auf Platz zwei das Weimarer Land (plus 7,03 Prozent), gefolgt von der Holsteinischen Schweiz (plus 6,41 Prozent) auf dem dritten Platz. Die wenigsten Tourist*innen verzeichnete das Barnimer Land in Brandenburg – um ganze 18,25 Prozent sank die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Jahresvergleich hier. Mit Blick auf die Entwicklung der Ankünfte und Übernachtungen zeigt sich: Das Ahrtal in Rheinland-Pfalz belegt in beiden Kategorien den ersten Platz, mit einer deutlichen Steigerung zum Vorjahr, während das sächsische Erzgebirge jeweils das größte Minus an Ankünften sowie Übernachtungen verzeichnet.

„Unsere aktuelle Tourismus-Analyse in Deutschland zeigt: kürzere Aufenthalte bei gleichzeitig steigenden Ankunftszahlen verändern die ökonomische Struktur des Tourismus in Deutschland. Das ist ein klares Signal an die Branche und die Tourismusregionen: Mehr Besucher*innen bedeuten nicht automatisch mehr Wertschöpfung. Entscheidend ist, ob es gelingt, innovative Angebote zu schaffen, die Menschen länger binden und Reisende in ihrer digitalen Bequemlichkeit unterstützen: Immer mehr Tourist:innen erwarten digitale Online-Reiseführer und kontaktlose Dienstleistungen. Diese Entwicklungen stellen sowohl Reisedestinationen als auch touristische Betriebe vor neuen strategischen Herausforderungen für die Sommersaison 2025.  Wer jetzt in Qualität, Authentizität und personalisierte Erlebnisse investiert, wird im nächsten Sommer im Vorteil sein“, kommentiert Dr. Kamilia Kentra, Dozentin an der BSBI und Tourismus-Expertin. 

Über die Untersuchung
Die Analyse vergleicht die monatlichen Tourismuszahlen Deutschlands in den Sommermonaten Juni bis September zwischen 2023 und 2024. Die Analysepunkte umfassten die Erhebung der Ankünfte, Übernachtungen und der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer jeweils nach Herkunft der Tourist:innen, Bundesland und nach Reisegebiet. Die Datenquelle sind Zahlen des Statistischen Bundesamts. 


Verwandte Nachrichten