
Zehn Jahre Agenda 2030: So nachhaltig ist Deutschland
Im Jahr 2015 haben die Vereinten Nationen die Agenda 2030 verabschiedet und damit 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), festgelegt. Sie sollen weltweit eine sozial gerechte, wirtschaftlich tragfähige und ökologisch verträgliche Zukunft sichern. Doch wie steht es heute, zehn Jahre später, um die Zielerreichung? Unsere aktuelle BSBI-Untersuchung gibt Aufschluss über die nachhaltigsten Bundesländer in Deutschland. Analysiert wurde die Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele auf Basis von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Der Fokus auf Deutschland und seine einzelnen Bundesländer ist dabei bewusst gewählt, da zentrale Bereiche nachhaltiger Entwicklung – wie Bildung, Umwelt- oder Wirtschaftspolitik – hierzulande maßgeblich von den Ländern gestaltet werden. Eine Betrachtung auf dieser Ebene macht regionale Unterschiede sichtbar und ermöglicht gezielte Handlungsempfehlungen. Die Ergebnisse zeigen: Bayern ist Deutschlands nachhaltigstes Bundesland.
Bayern erreicht Spitzenplatz im bundesweiten Nachhaltigkeitsvergleich
Im Gesamtvergleich aller 17 SDGs liegt Bayern auf Platz eins und ist somit das nachhaltigste Bundesland Deutschlands. Besonders gut schneidet der Freistaat in den Zielen Armutsbekämpfung (Ziel 1), nachhaltiger Konsum und Produktion (Ziel 12) sowie Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen (Ziel 16) ab. Auf dem zweiten Platz folgt Brandenburg, das unter anderem in den Kategorien Geschlechtergleichstellung (Ziel 5), nachhaltige Städte (Ziel 11) und Verringerung von Ungleichheiten zwischen Staaten (Ziel 17) punktet. Baden-Württemberg belegt den dritten Platz und überzeugt primär mit guten Ergebnissen in den Nachhaltigkeitszielen Gesundheit (Ziel 3) sowie Industrie, Innovation und Infrastruktur (Ziel 9).
Deutliche Defizite: Bremen, NRW und Saarland bilden Schlusslichter
Der Verlierer unter den 16 Bundesländern ist Bremen: Das kleinste Bundesland Deutschlands erreicht bei mehreren Nachhaltigkeitszielen die schwächsten Werte. So beispielsweise bei hochwertiger Bildung (Ziel 4), Geschlechtergleichstellung (Ziel 5), Armutsbekämpfung (Ziel 1) sowie bei der Erhaltung der Ozeane, Meere und Meeresressourcen (Ziel 14). Nordrhein-Westfalen belegt den zweitletzten Platz und zeigt ebenfalls deutliche Defizite, insbesondere bei bezahlbarer Energie (Ziel 7) und der Hungerbekämpfung (Ziel 2). Das drittschlechteste Ergebnis erzielt das Saarland. Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern landet zwar im Bundesländerranking auf dem 10. Platz, belegt allerdings gleich bei mehreren Einzelzielen auch den letzten Platz. Etwa bei Gesundheit und Wohlergehen (Ziel 3), nachhaltigem Konsum und Produktion (Ziel 12) sowie bei internationalen Partnerschaften (Ziel 17).
„Nach zehn Jahren Agenda 2030 reicht der Blick auf gute Absichten nicht mehr – entscheidend ist, was konkret erreicht wurde“, erklärt Dr. Navya Gubbi Sateeshchandra, Professorin für Betriebswirtschaft und nachhaltige Entwicklung an der Berlin School of Business and Innovation (BSBI). „Dass wir als Wirtschaftshochschule diese Untersuchung angestoßen haben, zeigt: Nachhaltigkeit ist längst mehr als ein ethisches Anliegen – sie ist ein wirtschaftspolitisches Thema mit realen Folgen für Innovationskraft, Standortattraktivität und soziale Stabilität. Die 17 Ziele der UN sind kein theoretisches Rahmenwerk, sondern ein praktischer Maßstab dafür, wie zukunftsfähige Regionen aufgestellt sind. Unser Bundesländervergleich macht sichtbar, wo Fortschritte erzielt wurden – aber eben auch, wo dringender Handlungsbedarf besteht. Gerade Bildung, soziale Teilhabe und Infrastruktur dürfen nicht länger als Randthemen behandelt werden, wenn wir nachhaltige Entwicklung wirklich ernst nehmen.“
Über die Untersuchung
Für das Nachhaltigkeitsranking der 16 deutschen Bundesländer wurden die offiziellen Daten des gemeinsamen Statistikportals der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder ausgewertet. Für jedes der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) wurde jeweils der aktuellste verfügbare Wert genutzt. Wenn mehrere Indikatoren für ein Ziel vorlagen, wurde daraus ein Durchschnittswert gebildet. Bei einigen Zielen – insbesondere Ziel 6 (Sauberes Wasser), Ziel 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz), Ziel 14 (Leben unter Wasser) und Ziel 15 (Leben an Land) – lagen nicht für alle Bundesländer aktuelle Daten vor. In diesen Fällen konnten einzelne Bundesländer für das jeweilige Ziel nicht berücksichtigt werden. Anhand der Indikatoren wurde sowohl ein Gesamtranking der Bundesländer als auch ein Ranking für die jeweiligen Ziele erstellt.
Nachfolgend sind die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele aufgelistet:
Ziel 1 – Keine Armut
Ziel 2 – Kein Hunger
Ziel 3 – Gesundheit und WohlergehenZiel 4 – Hochwertige Bildung
Ziel 5 – Geschlechtergleichheit
Ziel 6 – Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
Ziel 7 – Bezahlbare und saubere Energie
Ziel 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Ziel 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur
Ziel 10 – Weniger Ungleichheiten
Ziel 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden
Ziel 12 – Nachhaltige/r Konsum und Produktion
Ziel 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz
Ziel 14 – Leben unter Wasser
Ziel 15 – Leben an Land
Ziel 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Ziel 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele